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Bad Homburg 3 gewinnt gegen sehende Blinde

Bei unserem Auswärtsspiel gegen den Blindenschachklub Frankfurt waren wir, bis auf zwei Positionen, in Optimal-Besetzung, während die Gastgeber vier blinde Spieler durch Sehende ersetzen mussten. (Nur an Brett 5 spielte ein blinder Schachfreund.)

Wolfgang souverän heute

Wolfgang hatte sich zunächst an den falschen Spielort verlaufen. Als er jedoch einmal da war, ließ er sich an Brett 8, selbst mit verkürzter Bedenkzeit, nicht mehr aufhalten, kam schon mit Materialplus und besserer Stellung aus der Eröffnung und machte souverän den vollen Punkt.

Jelena, mit Schwarz am 4. Brett, geriet nach 1.e4 e5 2.c4 in Englisches Fahrwasser ("Botwinnik-Dreieck" mit Bauern auf c4, d3, e4), in dem sie sich offenbar nicht so gut auskannte, fand kein ausreichend aktives Gegenspiel, sah bald eine weiße Bauernmitte auf sich zukommen und musste schließlich ohne jede Kompensation einen Turm geben, wodurch die Partie entschieden war.
Aber Kopf hoch! Talent und ausreichende Spielstärke für die Klasse hat Jelena längst, und mit ein bisschen Erfahrung (auch: Kaltblütigkeit in besserer Stellung) kommen sicher auch die Punkte.

starke Mittelachse mit Uwe, Jelena, Stephan und Paul (v.l.n.r.)

Uwe (der Autor dieses Berichts) schaffte es an Brett 5 nach wildem Mittelspiel, eine Stellung von +14.00 einzügig in eine mit -5.50 zu verwandeln! Und das alles nur, weil gegnerische Damen auch rückwärts ziehen dürfen … Wieder etwas dazugelernt. (Hoffentlich.)

Michael & Ulrich

Michael Knittel, unser Neuzugang aus Geisenheim, sorgte an Brett 7 für neue Hoffnung. Das gesamte Spiel hindurch hatte er beträchtlichen Raum- und Positionsvorteil, den er am Ende auch in einen verdienten Sieg umwandeln konnte. Gut gemacht, Michael!

Ulrichs Partie an Brett 6 verfolgte ich am relativ wenigsten. Er marschierte mit seinen schwarzen Bauern am Königsflügel vor, während sein Gegner auf der anderen Seite aktiv geworden war und dort letztendlich erfolgreich durchbrach.

2:3 aus Bad Homburger Sicht.

Unsere drei Spitzenspieler retteten den Tag.

Jan an Brett 1 baute spürbaren Druck gegen einen starken Gegner (ehemals +2000) auf, ließ damit niemals nach und überwand konsequent die überlastete schwarze Verteidigung. Ein überzeugender Gewinn.

Paul verwertet Endspiel

Paul sorgte mit Geduld und gutem Stellungsgefühl für die konsequente Verwertung eines Mehrbauern aus dem dynamischen Mittelspiel - und damit für den wichtigen 4. Punkt …

... was an Brett 3 Stephan übrig ließ, der mit zwei Bauern für die Qualität und aktiver Stellung die Nerven seiner Mitspieler durch eine ausgesprochen gewagte Zeit-Politik auf die Probe stellte. Es stimmt schon: Kortschnoi wäre ohne seine Zeitnot auch nicht derselbe gewesen. Trotzdem ...

Stephan ist frohen Mutes

Schließlich war es der Gegner, der die Nerven verlor und mit einem unbegründeten Figurenopfer seine ohnehin schwierige Stellung vollends ruinierte.

4 Siege nach 4 Runden, wer hätte das zu Beginn der Saison gedacht!?

Bergen-Enkheim, der Tabellenführer (mehr Brettpunkte) kommt als Nächstes im Februar - und dann schauen wir mal! (U.B.)

Die Einzelergebnisse:

Blinden SK Bad Homburg III  3,0-5,0 
Gutzeit, Kurt  1890 Goetz, Jan  1802 0-1
Reitz, Thomas  1599 Lenhart, Paul  1838 0-1
Spaeth, Christian  1627 Geyer, Stephan  1667 0-1
Eberle, Dieter  1510 Schwegler, Jelena  1580 1-0
Hahn, Rainer  1511 Björknes, Uwe  1719 1-0
Reitz, Frank  1339 Knuplesch, Ulrich  1430 1-0
Krawczyk, Joachim  1368 Knittel, Michael, Dr.  1492 0-1
Stefan, Gerhard  1209 Hettler, Wolfgang  1781 0-1