Es war wieder einmal ein Großkampftag im Vereinshaus Gonzenheim: Die Auslosung der 5. Runde der Vereinsmeisterschaft brachte neben der Top-Partie Isserman - Merkle (gerechtes Remis nach 4½ Stunden) jeweils einen bisher aufmüpfigen Außenseiter mit einem Papierfavoriten an ein Brett. Und wieder sollten sich die Underdogs prächtig schlagen.
Zunächst hatte aber Wolfram Schneider gegen Ulrich Neuhoff leichtes Spiel, nachdem er dessen zu stürmische Attacke abgewehrt, das Material aber behalten hatte.
Dominant lange auch die Partieanlage von Walter Schmidt mit Schwarz gegen Hellmuth Lebermann: In der Diagrammstellung hätte 32. ... Tb3! 33. Ta1 De2 34. Se3 Tb2 dem Überflieger des bisherigen Turniers den Garaus gemacht. Walter Schmidt zog aber sofort 32. ... De2??, was nach 33. Se3?? Ta2 auf das Gleiche hinauslief, aber ob er nach 33. Dxa3! überhaupt noch einen Zug gemacht hätte, ist fraglich. Glück und die geteilte Tabellenführung für Walter Schmidt.
Kroth - Vogel (vorne) und Farsch - Cipca zogen die Zuschauer lange in ihren Bann.
In der Zwischenzeit stand auch Adrian Cipca gegen Helmut Farsch wieder auf Gewinn, nachdem er zwischenzeitlich einer Qualität hatte hinterher laufen müssen. Im Diagramm blieb Farsch mit Weiß gegen die Drohung 1. ... Td1 nichts anderes, als mit 1. Tb1 Txb1 2. Dxb1 Dxd2 eine Figur zu opfern.
In den verbleibenden 2 Partien siegte jedoch der Außenseiter. Manfred Kroth hatte mit Weiß die Position von Wilfrid Vogel 30 Züge lang im Griff, er drückte und drückte - aber es sprang gegen den schwer zu schlagenden Wilfrid Vogel kein entscheidender Vorteil heraus. Dann das rasche und bittere Ende: Gerade hatte Schwarz seine ersten Schachs gegeben und für etwas Gegenspiel gesorgt, als Manfred Kroth ein dicker Fehler unterlief. Er verlor eine Figur und die Partie.
Volle Konzentration zu später Stunde. Im Hintergrund versuchen noch Isserman und Merkle das beste aus der totremisen Stellung herauszuquetschen. Vorne verteidigt sich Otto Reimer weiter zäh gegen die Gewinnversuche von Richard Kaiser.
Nachts um 1 Uhr fiel die Entscheidung in der heißesten Partie des Abends. Richard Kaiser hatte ebenfalls aus der Eröffnung heraus eine weit überlegene Stellung erhalten, konnte aber den Sack nicht zu machen. In der Diagrammstellung - es waren knapp 60 Züge gespielt und jeder der beiden Kontrahenten hatte noch 5-6 Minuten Restbedenkzeit - gewann er mit 56. ... f3 57. gxf3 Lxd2 verdientermaßen eine Figur. Die Stellung war nun mit Mehrturm gewonnen, aber Weiß hatte Dauerschachchancen, 3 Freibauern und einen erstaunlich sicheren König. Die Zeit tat ein übriges. Am Ende stellte Richard Kaiser seine Dame in ein Abzugsschach und gab sofort auf.
In der Tabelle führen jetzt Egon Merkle und Walter Schmidt mit 4 Punkten aus 5 Partien vor dem Dreierfeld bestehend aus Ryhor Isserman, Otto Reimer und Hellmuth Lebermann. Es sind zwar über die Feiertage noch 3 Nachholpartien zu spielen, aber obwohl mit Ralf Dunsbach und Ingo Hanemann zwei Hessenligisten beteiligt sind, wird die Tabellenspitze nicht verändert werden.