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Hessenliga: In Marburg war mehr drin!

Eigentlich gehört der SK Marburg in die Oberliga! Und da kommt die Mannschaft auch her, nachdem sie völlig unerwartet abgestiegen war.

Nun, Marburg spielt jetzt halt Hessenliga und so trafen die beiden frühen Spitzenreiter der Liga an diesem Sonntag aufeinander. Die Bad Homburger waren mit einem Ersatzmann angereist, während die Gastgeber auf ihr Spitzenbrett verzichten mussten. Dennoch gingen die Spieler an den heimischen Tischen als leichte Favoriten ins Rennen.


Bad Homburg (innen) gegen Marburg (außen). Ryhor Isserman grübelt schon an der vorbereiteten Eröffnungs-Überraschung.

Es begann mit zwei Paukenschlägen: Schon nach einer Stunde nahm Ingo Hanemann einen Zentral-Bauern aus der gegnerischen Stellung (linkes Diagramm: 16. ... Sxe4!), für den sein Gegner nur spärliche Kompensation bekam. Sollte eine Sache der Technik sein, so die einhellige Meinung.

Dafür trieben dunkle Wolken über das Brett von Ryhor Isserman: Er sah sich einer seltenen Variante im Offenen Spanier ausgesetzt und grübelte ganz früh und ganz lange.

Aber Isserman wäre nicht ein so erfolgreiches Spitzenbrett, wenn er mit so etwas nicht fertig würde: Er nutzte fast seine ganze Bedenkzeit, wühlte sich durch vorbereitete Komplikationen (rechtes Diagramm: 10. Kh1! Dh4 11. Txe4+ dxe4 12. Dd8+ usw.) - und erzielte das theoriegemäße leicht bessere Endspiel (siehe auch J. Capablanca - Ed. Lasker, 1915).

Aber dann: An beiden Brettern folgte ein Fingerfehler, als die Lage gefühlt übersichtlicher wurde. Auch das passiert leider in der Hessenliga: Ingo Hanemann verlor bei seiner "Gewinnabwicklung" einen Turm und konnte nichts mehr ausrichten. Ryhor Isserman verlor eine Figur gegen ein paar Bauern und war zu einem harten - und letztlich erfolgreichen - Kampf ums Remis verdammt!

Derweil hatte Richard Kaiser bereits remisiert. Aber während Walter Schmidt mit Schwarz eine dominierende Stellung erzielt hatte und das Verzweiflungsopfer 15. Lxd5!? Sxd5 16. Lxg7 S5f6! von Horst Alber relativ einfach widerlegte, musste Ralf Dunsbach zusehen, wie seine Stellung schlechter und schlechter wurde.

Hier sah es noch nicht unbedingt nach einer hohen Niederlage aus, da an den Zeitnot-Brettern noch vieles passieren konnte.

In der vierten Spielstunde die Entscheidung: Die Bretter von Manfred Kroth und Mannschaftsführer Volker Novak fielen der Zeitnot zum Opfer und so stand es der Zeitkontrolle 4:2 für Marburg. Der Kampf war gelaufen, auch wenn Ralf Dunsbach noch eine Remis-Chance im Damenendspiel gefunden hatte und Peter Dertscheny mit aller Macht versuchte, sein Remis-Endspiel zu gewinnen.


Die Schluss-Szene des langen Kampfes: Peter Dertscheny (links) ist jetzt obenauf und er weiß, dass sein Bb3 durchlaufen wird.

Am Ende gelang beides und so bildete sich beim 3½-4½ aus Bad Homburger Sicht die Meinung, dass mehr drin gewesen sein könnte, der Kampf andererseits aber auch nicht unverdient an Marburg ging. (W.S.)

Die Einzelergebnisse:

SK Marburg SK Bad Homburg 4,5 - 3,5
Johannes Dorst  2219  FM Ryhor Isserman  2270  ½ - ½
FM Horst Alber  2181  Walter Schmidt  2143  0 - 1
Eric Rolle  2197  FM Ralf Dunsbach  2129  ½ - ½
Thomas Henrich  2170  Ingo Hanemann  2144  1 - 0
Joachim Duncker  2174  Volker Novak  2076  1 - 0
Arnd Schmidt  2046  Richard Kaiser  2077  ½ - ½
Dieter Starke  2073  Manfred Kroth  1999  1 - 0
Alexander Foermes  1982  Peter Dertscheny  2000  0 - 1