Die dritte Bad Homburger Mannschft durfte gestern den letzten Mannschaftskampf in der Bezirksliga der laufenden Saison absolvieren. Die Kurstädter hatten Heimrecht und empfingen den Gegner - SV Frankfurt Nord I - im Spiellokal in Gonzenheim.
Die gegnerische Mannschaft, immerhin einer der diesjährigen Titelanwärter, erwies sich durchaus als anspruchsvoller herausfordernder Gegner. Die Frankfurter traten quasi in Bestbesetzung an. Die Heimmannschaft hatte einige Ausfälle zu verschmerzen. So wurde das tatkräftige Organisationsgeschick und die Flexibilität des Mannschaftsführers Rainer Berg einmal mehr auf die Probe gestellt.
Beide Teams sind letztlich vollzählig angetreten um schließlich gegen 14:10 Uhr gemeinsam die Figuren in Bewegung zu setzen.
Nach knapp einer dreiviertel Stunde durchbrach die erste Hiobsbotschaft den allseits ruhigen, konzentrierten und geordneten Spielbetrieb. Kurt Greifzu, heute am achten Brett der Homburger in Aktion, hat des Königs wichtigste Begleitung - der ehrenwerten Dame - zu wenig Beachtung geschenkt. Den Gegner hat’s gefreut - er hat sie sich ohne zu fragen einfach entwendet - und die Partie war verloren.
Wenig später verrechnete sich Mannschaftsführer Rainer Berg. So konnte sich der Gegner nach einer nicht vollständig geglückten Kombination mit einer Springergabel auf e7, die den König g8 in schach setzte, die Qualität durch Zugriff des verlassenen Turms auf c8 sichern. Die Stellung war anschließend mit erheblichen Nachteilen behaftet, einige Bauern gingen noch verloren bevor die Partie dann aufgegeben wurde.
Peter Sabel - der sonst in der vierten Mannschaft spielt - durfte heute das siebte Brett repräsentieren. Dabei war die Eröffnungsphase sehr positiv verlaufen mit klaren positionellen Vorteilen und einer sehr aktiven, dynamischen Angriffsstellung. Eine Ungenauigkeit zwang in der Folge zu einem Opfer. Im weiteren Verlauf schmolzen die Vorteile dahin und auch diese Partie ging verloren.
Ebenso verstärkte heute das Spitzenbrett der vierten Mannschaft - Olaf Winter - am sechsten Brett die dritte Mannschaft. Der mit seinen soliden Ergebnissen glänzende "Fels in der Brandung" war auch der erste Erfolgsbringer. Mit seiner wie gewohnt souveränen und kontinuierlichen Spielweise sichert er das erste Remis.
Pascal Wintermeyer kam studienbedingt leider nicht mehr so oft zum Einsatz. Für 1½ aus 2 reichte es dennoch!
Pascal Wintermeyer tat es ihm am fünften Brett gleich. Das Glück des tüchtigen war heute nicht auf seiner Seite. In einer insgesamt gut gespielten Partie hat er das Endspiel nicht mehr maßgeblich zu seinen Gunsten entscheiden können. Die anschließenden Analysen haben gezeigt ein Sieg wäre möglich gewesen.
Am zweiten Brett hatte Gunter Wulf einen schweren Stand gehabt. Der Gegner dominierte die Partie, sicherte sich die Qualität und gewann letztlich.
Bei Wolfgang Hettler am vierten Brett keimte kurz vor der Zeitkontrolle nochmals Hoffnung auf, als er seinem Kontrahenten in hoher Zeitnot Remis anbot. Der spielte jedoch weiter, rettet seine Gewinnstellung über den 40. Zug hinweg. Noch bevor er die Qualität verlor zog Hettler die Konsequenz und gab auf. Damit haben wir einen Zwischenstand von 1:6, der Mannschaftskampf ist verloren, alle Partien sind gespielt - bis auf das Spitzenbrett mit Paul Lenhart.
Paul Lenhart rang seinen Gegner nach knapp 6 Stunden nieder. Im Hintergrund die im Bericht erwähnte Menschentraube aus dem Abstiegsduell der Landesklasse, das Bad Homburg knapp für sich entschied.
Er kannte natürlich den Ernst der Lage und war nicht besonders begeistert davon. Bad Homburg braucht mindestens einen Sieg - resümierte der 1. Vorsitzende des Bad Homburger Schachklubs - und zu Not müsse er diesen eben selbst erzielen. Sein Gegner, immerhin der nominell stärkste Spieler von Frankfurt Nord I, quälte sich ebenso unbeirrt weiter - obwohl der Mannschaftssieg doch eigentlich schon perfekt war. Die Stellung könnte man als kompliziert mit durchaus Chancen auf beiden Seiten grob charakterisieren.
Aus einer etwas entfernt stehenden Menschentraube erwächst plötzlich eine unverkennbare Geräuchswelle. Was war passiert? Die zweite Mannschaft, die parallel im gleichen Spiellokal angetreten ist, hat das letzte Spiel verloren aber den Mannschaftskampf insgesamt gewonnen - und Paul Lenhart kämpfte weiter ...
"Darf ich die Partie noch zu Ende spielen?" raunt es aus dem Munde von Pau Lenhart in Richtung eines lauter gewordenen Stimmenwirrwars.
Ein Blick auf das Brett zeigt uns, Lenhart hat geopfert (58. ... Txe4+ 59. fxe4 c2!). Er hat jetzt einen Turm weniger, dafür aber zwei starke Freibauern. Es ist kurz vor 20:00 Uhr, die meisten haben das Spiellokal nunmehr längst verlassen, die ersten Uhren, Figurensätze und Bretter werden vorsichtig fast lautlos zusammengeräumt. Lenhart sucht die Entscheidung.
Die Digitaluhren zeigen nur noch wenige Minuten Restspieldauer an. Die Sekunden laufen, laufen und laufen ... Paul Lenhart hat noch rund sieben Minuten - sein Gegner etwa die Hälfte davon. Dann kam die Erlösung, die Umwandlung des vorgerückten Freibauers auf der 2. Reihe läßt sich nicht mehr verhindern, der Gegner sah es ein und gab auf.
Paul Lenhart hat mit dieser außergewöhnlichen Partie, einem Höchstmaß an Ausdauer, Geduld und Engagement einen triumphalen Schlußpunkt in dieser Saison gesetzt. Dieser vorbildlich erkämpfte Ehrenpunkt ergibt für die Homburger ein beachtliches Gesamtergebnis von 2:6 zugunsten der klaren Favoriten aus Frankfurt. Die dritte Mannschaft verabschiedet sich erfolgreich mit einem sicheren Klassenerhalt aus dieser Spielzeit. (P.S.)
Die Einzelergebnisse:
SK Bad Homburg III | SV Frankfurt Nord | 2,0 - 6,0 | ||
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Paul Lenhart | 1875 | Thomas Renner | 1920 | 1 - 0 |
Günter Wulf | 1598 | Volker Dreis | 1863 | 0 - 1 |
Rainer Berg | 1453 | Siegfried Bork | 1846 | 0 - 1 |
Wolfgang Hettler | 1830 | Reiner Liebske | 1680 | 0 - 1 |
Pascal Wintermeyer | 1687 | Bernd Klostermeyer | 1682 | ½ - ½ |
Olaf Winter | 1605 | Wilhelm Ranke | 1681 | ½ - ½ |
Peter Sabel | 1470 | Erwin Liebske | 1693 | 0 - 1 |
Kurt Greifzu | 1476 | Rainer Merten | 1697 | 0 - 1 |