Am Samstag trafen sich schon morgens um 8:20 Uhr Jelena, Fenja und Philippe, um gemeinsam zum Schnellschachturnier nach Heidesheim zu fahren.
Es war nach dem Turnier in Ingelheim Ende März die zweite Veranstaltung im Rahmen des diesjährigen Rheinhessen Jugend-Grand-Prix.
Dort gibt es neben den üblichen Altersklassen U8 – U18 noch ein ABC-Turnier für Spielerinnen und Spieler, die noch nicht so viel Turniererfahrung gesammelt haben und insbesondere noch keine DWZ besitzen. Es erleichtert den Kindern den Einstieg ins Turnierschach ungemein, wenn die ganz großen Niederlagen gegen die teilweise schon jahrelang erfahrenen Turnierspieler von vorneherein ausbleiben. Auf Grund der großen Akzeptanz und der hohen Anmeldezahlen zu diesem Turniermodus wurde das ABC-Turnier diesmal sogar erstmalig in den beiden Altersklassen U9 und U12 getrennt gespielt.
Somit waren vereinsinterne Paarungen für uns von vorneherein ausgeschlossen, da Jelena in der ABC U12, Fenja in der ABC U9 und Philippe natürlich schon in der regulären U14 an den Start gingen. Da wir recht früh da waren konnte schon mal das umliegende Gelände erkundet werden ob in den Pausen zwischen den Runden auch keine Langeweile aufkommen würde.
Fenja und Jelena machen Quatsch...
Für Jelena war es das erste Turnier überhaupt und sie entpuppte sich direkt als echtes Turniertalent, die erste Runde war gerade erst ein paar Minuten alt, da kam sie schon zu mir gelaufen und vermeldete den ersten Sieg für Bad Homburg. Super gemacht! Fenja hatte ein wenig Lospech und direkt einen Gegner, der sich in der Endtabelle unter den ersten 3 wiederfand und Fenja leider am Ende des Mittelspiels taktisch ausmanövrierte.
Doch ihr Gegner wollte wohl keinen schnellen Sieg mit Dame und Turm mehr auf dem Brett, sondern holte sich in aller Seelenruhe noch eine 2. Dame. Diese Zeit nutzte Fenja geschickt aus, um ihrem Gegner eine Pattfalle aufzubauen und unter freundlicher Mithilfe der verbliebenen drei gegnerischen Schwerfiguren schnappte diese auch zu. Kämpfen lohnt sich bei den ganz Kleinen halt auch in der ausweglosesten Situation! Jelena hat es ihr später nachgemacht und war dabei sogar noch erfolgreicher, aber dazu später mehr.
Bei Philippe lief es leider nicht so gut an und er verlor die erste Runde. In der 2. Runde hatte er dann Lospech und bekam eine der Turnierfavoritinnen vorgesetzt. Nach sehr ordentlicher Eröffnung und der Möglichkeit in ein verstecktes Dauerschach abzuwickeln, kam er leider etwas unter die Räder und gab auch diesen Punkt ab.
Die beiden Mädels machten es da schon besser und machten beide einen vollen Punkt, wobei Jelena wieder bereits nach wenigen Minuten zu mir gelaufen kam, um mir zu verkünden das sie mit 2 Läufern Matt gesetzt hat. Wie man das in so kurzer Zeit schafft ist mir zwar ein Rätsel, aber wer Ihr schon mal bei einer Partie zugeschaut hat, kann sicherlich bestätigen das sich ihr Spielstil durch eine gewisse Grundaggressivität auszeichnet, das hilft bei einem Turnier natürlich ungemein.
In der Folge lief es dann wie so oft im Schweizer System: mal gewinnt man, mal verliert man und es ist ein ständiges auf und ab der Gefühle. Alle Drei haben dabei teils sehr ordentliche Partien gezeigt und auf ein paar Beispiele möchte ich hier gerne noch eingehen.
Wie bereits erwähnt, zeichneten sich unsere Mädels durch ein gewisses Kämpferherz aus und so ergab sich bei Jelena in einer Partie ein eigentlich recht nachteilhaftes Endspiel mit einer Qualität weniger und zudem stand ihr Springer irgendwie etwas verloren am Brettrand herum. Andererseits waren noch ein paar Bauern auf dem Brett und so fand ihr Gegner keinen direkten Gewinnweg. Jelena zögerte nicht lange, ergriff ihrerseits die Initiative und wanderte mit Ihrem König über´s ganze Brett, um einerseits die eigenen Bauern auf dem Weg zur gegnerischen Grundreihe zu unterstützen und andererseits auch gegnerische Bauern einzusammeln.
Nach einiger Zeit hatte sie dann die Diagrammstellung auf dem Brett: ihr letzter Zug war Sg5, der Gegner hätte es ganz leicht remis halten können indem er den Turm gegen den Bauern auf g7 geopfert hätte.
Doch der Gegner wollte den Turm noch behalten, was bei Anfängern eine absolut verständliche Reaktion ist, zog diesen weg und so konnte sich Jelena eine Dame auf g8 holen. Die Zeit des Gegners war direkt danach abgelaufen und somit konnte Jelena einen weiteren vollen Punkt verbuchen. Insgesamt konnte sie so starke 4 Punkte einsammeln was zu Platz 9 und ihrer ersten Medaille gereicht hat.
Philippe hatte in der letzten Runde nochmal einen guten Gegner erwischt und es entwickelte sich aus der Eröffnung heraus ein Spiel auf Augenhöhe. Es tauschten sich recht zügig viele Figurenpaare ab und es kam zu einem klassischen Turmendspiel mit Mehrbauern für Philippe. Leider gab er diesen Bauern schnell wieder ab und ein gegnerischer Bauern war schon kurz vor seinem Umwandlungsfeld angekommen.
Philippe fand zwar schnell den richtigen Zug dies zu verhindern indem er seinen eigenen Turm einfach hinter den Bauern zog (Diagramm), traute sich aber nicht das leicht vorteilhafte Endspiel weiterzuspielen und vereinbarte remis.
Das machte dann 3,5 Punkte in der Endabrechnung und einen guten 13. Platz, sowie den Auftrag sich mal ein wenig näher mit Turmendspielen zu beschäftigen.
Jelena und Fenja bei einer Taktikbesprechung.
Der aufmerksame Leser wird bemerkt haben, dass sich die Überschrift noch nicht erschlossen hat. Also kommen wir nochmal zu Fenja zurück. Sie bekam es in der Vorschlußrunde mit dem lange Zeit führenden Spieler ihrer Gruppe zu tun und bereits nach wenigen Zügen war klar das dieser einen sehr aggressiven Spielstil verfolgt der Fenja erfahrungsgemäß eigentlich nicht so sonderlich liegt. Aber sie spielte gewohnt bedacht und konnte ihre Stellung recht stabil aufbauen.
Als der Gegner dann seine Möglichkeit einen vermutlich gewinnbringenden taktischen Schlag gegen Fenjas Königsstellung ausließ konnte Fenja kurz danach ganz stark ihren eigenen Springer von f3 nach f5 umgruppieren, von wo aus er im folgenden ihre eigenen Angriffspläne herrlich unterstützte und als sie dann noch die Zeit fand ihren Turm in den Angriff einzubeziehen hatte sie bald die Diagrammstellung erreicht.
Ein Stöhnen ging durch die Anhängerschaft des Gegners, das Matt war nicht mehr abzuwenden. Astrein gespielt, Fenja! In der letzten Runde spielte sie dann sogar am Spitzenbrett um den Turniersieg, doch leider stellte ihr Gegner ihr eine kleine Falle, Fenja konnte bereits in der Eröffnung einen Turm gewinnen, doch im direkten Gegenzug setzte die gegnerische Dame sie leider Schachmatt.
So standen insgesamt 4½ Punkte zu Buche, sie hat gegen die drei vor ihr platzierten Gegner 1½ Punkte gemacht und einen tollen 4. Platz erreicht.
Fenja, Jelena und Philippe mit Urkunden nach dem Turnier.
Die Enttäuschung war zuerst schon recht groß so knapp an einem Pokal vorbei geschrammt zu sein, aber als Philippe ihr dann als Beste der Medaillenplätze gratulierte, war die Welt schnell wieder in Ordnung und der Trainingsehrgeiz wieder geweckt es beim nächsten Mal noch ein wenig besser zu machen.
Ein herzlicher Dank gebührt dem Organisationsteam der bilingualen Montessorischule Heidesheim für ein wirklich toll ausgerichtetes Jugendturnier. Die einhellige Meinung war das wir es wirklich uneingeschränkt sowohl Anfängern als auch erfahrenen jungen Schachspielerinnen und –spielern empfehlen können.
In den nächsten Wochen und Monaten finden noch einige Jugendturniere statt und wir werden uns bestimmt noch das ein oder andere davon raussuchen um weitere Erfahrungen zu sammeln und vielleicht ja auch irgendwann mal einen Pokal einzuheimsen, gerne dürfen dabei noch weitere interessierte Spielerinnen und Spieler aus unserer Jugendgruppe mitfahren. (J.G.)