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Jugend-Quartalsturnier Baden-Baden

Der Kristallsaal in Baden-Baden war auch an diesem Wochenende mal wieder Austragungsort für ein Jugend-Quartalsturnier des Schachzentrum Baden-Baden. Diese Turnierserie soll den Kindern und Jugendlichen regelmäßig eine Gelegenheit geben sich auch in Partien mit langer Bedenkzeit zu üben, und so wurden an diesem Samstag und Sonntag jeweils 3 Runden mit 2x90 Min. Bedenkzeit in einem altersgemischten Teilnehmerfeld gespielt.

Da die Spielstärke bei den 44 Teilnehmern von Turnierneuling bis DWZ über 1800 variierte, wurde die 1. Runde wie im Schweizer System allgemein üblich an den meisten Brettern recht zügig zugunsten des jeweiligen Favoriten beendet. Fenja hatte das Vergnügen an Brett 6 gegen einen U12-Spieler aus dem erweiterten Favoritenkreis antreten zu dürfen. Das verspricht ja zumeist eine lehrreiche Partie. Ich hatte mir wie immer einen Aufenthaltsort außerhalb des Turniersaals mit gutem Blick auf die Eingangstür gesucht um zwischendurch schon mal am Bericht zu schreiben und ein paar andere Dinge abzuarbeiten.


Bild vor Runde 1: Viele Kinder haben wieder den Weg nach Baden-Baden gefunden

Da kann mir Fenja eigentlich nicht durch die Lappen gehen, in den ersten 20-40 Minuten strömten erwartungsgemäß auch schon eine Menge Kinder und Jugendliche an mir vorbei, von Fenja keine Spur, was ein gutes Zeichen ist ;-).

Nach ca. 60 Minuten kehrte dann ziemliche Ruhe ein und nur noch gelegentlich schlendern gelangweilte Teilnehmer in den Turniersaal um zu schauen ob die neue Auslosung schon vorliegt. Nach 80 Minuten werde ich dann doch unruhig, gibt es vielleicht doch noch einen 2. Ausgang den ich übersehen habe, ist Fenja doch schon zu Anfang in einem der größeren Pulks an mir vorbei gerauscht? Es nützt nichts, da hilft nur nachschauen, also ab zur Tür, die kurze geschwungene Trepe hoch gehüpft und siehe da, wie erwartet gähnende Leere, halt, nein, da vorne, in der 1. Tischreihe, was ist denn da los?


Was ist da los? Fenja Goetz kämpft als letzte gegen einen übermächtigen Papierfavoriten!

Fenja gibt ihrem Gegner gerade die Hand und gestattet ihm nun doch auch noch eine Mittagspause. Das hatte sich ihr um 600 DWZ Punkte favorisierter Gegner wohl auch etwas einfacher und schneller vorgestellt. So aber brauchte er über 50 Züge um Fenja nieder zu ringen und hatte am Ende sogar etwas mehr Bedenkzeit verbraucht als sie. Also hat das frühe Aufstehen wegen der Anreise zumindest schon mal nicht geschadet 😉

Nach der Mittagspause kam dann ein bisher DWZ-loser U14 Spieler an den Tisch, auch immer schwer einzuschätzende Gegner, was würde da wohl auf Fenja zukommen. Nachdem Fenja dann mit ihrer Dame fleißig gegnerische Bauern eingesammelt hatte, während ihre Türme die eigene Stellung zusammen hielten, versuchte ihr Gegner in der Diagrammstellung mit 31. Te7 auch endlich etwas Initative zu entfachen, doch leider übersah er dabei den sofortigen Materialverlust nach Dc2+ und der Turm auf b1 ist aus dem Spiel. Nachdem Fenja 4 Züge später dann wieder eine Stellung wie aus dem Taktikheft (2. Diagramm) auf´s Brett gebracht hat, gab ihr Gegner konsequenterweise auf.

In der nächsten Runde gab es dann wieder ein DWZ-Schwergewicht, diesmal sogar knapp 700 Punkte vorweg und aus der U18. Diesmal gestaltete sich die Partie jedoch ungewohnt einseitig. Im schottischen Gambit fand Fenja nicht die richtige Verteidigung und bereits im 10. Zug drang die gegnerische Dame matt gebend auf h7 ein. So hatten wir zumindest ausgiebig Zeit das Freizeitangebot der örtlichen Jugendherberge und das dortige ausgiebige Abendbuffet zu genießen.

Morgens spielt Fenja traditionell sehr ausdauernd. So war es auch wieder in der 4. Runde. Diesmal ging es gegen einen gleichaltrigen Jungen der noch ohne DWZ in das Turnier gestartet ist. Die Partie war insbesondere im Mittelspiel durch viele taktische Fehlgriffe gekennzeichnet. Unter´m Strich leider zu Fenja´s Ungunsten. So ging sie letztlich nur noch mit einem Läufer in die finale Verteidigung gegen f- und h-Bauer die noch durch einen Springer unterstützt wurden. In der Diagrammstellung gab Schwarz durch 74. ... Sf6 den Schutz des Bauern auf f4 auf. Wohl in der Hoffnung das Fenja diesen direkt mit dem König schlagen würde woraufhin jedoch eine gemeine Springergabel auf d5 den Läufer eingebüsst hätte. Das hat Fenja zum Glück gerade noch gesehen und erst ihren Läufer gegen den Springer getauscht bevor sie Kxf4 spielte.

"Ich weiß doch nur wie man sich gegen Randfreibauern verteidigt." war ihr lapidarer Kommentar und die Sachlage geklärt. So stellte sie ihren König geschwind auf die h-Linie und ließ ihren Gegner so weit vor kommen bis die Partie in 3-facher Stellungswiederholung endete.

Frisch gestärkt ging es dann nach der Mittagspause wieder gegen einen gleichaltrigen Spieler, der immerhin nur um 170 DWZ-Punkte favorisiert war. In dieser Partie wurde Fenja mal wieder eine kleine Eröffnungsfalle gezeigt. Fenja hat zwar danach noch versucht zu kämpfen, aber ihr Gegner hat seinen Vorteil dann kontinuierlich ausgebaut und nach einer knappen Stunden war der Punkt dann auch beim Favoriten verbucht.

In der Abschlussrunde ging es dann gegen eine gleichaltrige Gegnerin und Fenja war ganz leicht favorisiert. Bereits nach ungewöhnlich kurzer Zeit kam sie mit strahlendem Gesicht raus. "Die Gegnerin hat genau das gemacht, was ich auch schon oft falsch gemacht habe, das haben mir meine Gegner oft genug gezeigt wie man dann Matt gesetzt wird, endlich konnte ich auch mal eine Gegnerin damit fertig machen.", so der O-Ton von Fenja während der Partieanalyse 😉

In der Diagrammstellung hatte die Gegnerin gerade mittels 13. ... Sxd4 ihren ersten Springer eingestellt den sich Fenja natürlich direkt mit SxS nahm, als die Gegnerin dann auch noch 14. ... d6 zog, musste auch das 2. Pferdchen dran glauben: DxSh5, da war die Partie ja eigentlich schon gelaufen, aber es kam noch besser.

Nur wenige Züge später hatte Fenja bereits ein nicht mehr zu verteidigendes Mattnetz gesponnen, Matt in 4 bei optimaler Verteidigung ist angesagt. Doch die Gegnerin machte dem Leiden ein schnelles Ende und zog18. Te8, woraufhin der Läufer auf f7 Matt setzte.

So hat Fenja dieses Turnier mit 2½ aus 6 auf Platz 30 (Details auf der Ergebnisseite) ganz nah an ihrem Setzlistenplatz abschließen können und vor allem weitere wichtige Spielpraxis sammeln können.

Auf der Rückfahrt begannen dann schon wieder die Planungen für die nächsten Turniere, das ist die richtige Einstellung 😉

Ein herzliches Dankeschön gebührt dem Organisationskommittee vom Schachzentrum Baden-Baden die mal wieder ein Jugendturnier unter optimalen Turnierbedingungen auf die Beine gestellt haben. (J.G.)