Springe zum Inhalt

Keine Sensation gegen den Favoriten

Der Tabellenführer aus Bergen-Enkheim war die klar DWZ-überlegene Mannschaft und spielte in Bestbesetzung, während wir auf Jan und Jelena verzichten mussten, die "nach oben" abberufen worden waren.
Unsere 2.5:5.5 Niederlage war also in etwa erwartungsgemäß.

Drei der Partien endeten sehr früh:

Michael Knittels Weiß-Remis in einem Nimzo-Inder mit anfänglich eher schwarzer Initiative ging noch in Ordnung.

Nicht so die beiden schnellen Niederlagen von Wolfgang Hettler und Uwe Björknes (dem Autor dieses Artikels).
Wolfgang wurde von einer anfangs noch harmlos wirkenden Londoner Aufstellung (c3, d4, e3, Lf4) regelrecht überrollt, ohne den Hauch einer Gegenchance. - Also doch nicht so harmlos, und sicher kann man hier etwas lernen.

Uwe wurde wieder das Opfer einer alten Krankheit und nahm sich kaum einmal die Zeit, überhaupt aufs Brett zu gucken. Kein Wunder, dass er so in der Schlüsselstellung eines ausgeglichenen Mittelspiels die beste Fortsetzung, nach der es interessant und offen weitergegangen wäre, verpasste. Wonach es sofort steil bergab ging.

Der frühe 0.5:2.5 Rückstand wurde folgerichtig zu unserem beinahe unüberbrückbaren Handicap für den Rest des Matches.

Alle anderen Partien dauerten wesentlich länger, und unsere Spieler verdienen mindestens ein großes Lob für Beharrlichkeit und Kampfgeist.

Stephan Geyer wurde in einem geschlossenen Sizilianer als Schwarzer am Damenflügel aktiv, doch die gegnerischen Bemühungen im Zentrum und gegen seinen König waren letztendlich erfolgreich. Stephan kämpfte mit drei Minusbauern in schlechterer Stellung weiter, aber da war nichts mehr zu machen.

Auch Ulrich Knuplesch wehrte sich tapfer bis zum Schluss. Nach einem offenen Philidor-Schlagabtausch (doch, auch das gibt's!) mit frühem schwarzen … c5 verblieb er als Weißer in einem Endspiel mit Minusbauern. Als schließlich ein zweiter verloren ging, war es effektiv vorbei.

Umso erfreulicher unser einziger voller Gegen-Treffer von Olaf Winter. In einer verschachtelten Stellung (wieder ein geschlossener Sizilianer) entwickelte er eine wirksame schwarze Gegen-Initiative mit zwei lebhaften Springern, und sein Gegner gab unter Druck nach einem Figuren-Einsteller auf. Olafs Stellung wäre aber auch sonst sehr viel versprechend gewesen.

Nicht genug der guten Nachrichten: An beiden Spitzenbrettern hielten unsere nachgerückten Spieler gegen Bergen-Enkheims +2000er mit Bravour stand!
Theo Fischer an Brett 2 eröffnete mit 1.e4 e6 2.f4, was an sich keine Methode ist, um einem Französisch-Experten große Angst einzujagen. Entsprechend geriet er schon bald unter einigen Druck, führte die Verteidigung jedoch hartnäckig und phantasievoll, bis der schwarze Mehrbauer am Ende keine Rolle mehr spielte.

An Brett 1 überraschte Paul Lenhart seinen ambitionierten Gegner in einer hochklassigen und komplizierten Positionspartie mit einem dominanten und fest verankerten schwarzen Springer auf c3, später e4. Der Weiße kam nur schwer zur eigenen Entwicklung und konnte sich zum Schluss mit der Punkteteilung noch glücklich schätzen.

Für uns gab es also durchaus Lichtblicke, wir sind immer noch Dritter in der Tabelle mit 8 Punkten aus 5 Spielen und können eigentlich ganz entspannt und zuversichtlich in die nächsten Runden gehen.

(U.B.)